Man sollte ja vorsichtig sein, wenn man über Legendenbildung spricht. Aber was sich heute am frühen Abend in Mannheim und speziell im Gästeblock abspielte, war unfassbar! Aber fangen wir von vorne an…
Wie im ersten Finalauswärtsspiel am Mittwoch, machten sich wieder 8 Busse und etliche Autos auf den Weg ins badische Hinterland. Gut 1000 frenetische Fans werden es sicher gewesen sein. Die Hinfahrt verlief relativ ruhig, da viele sichtlich angespannt waren. Ein abstruser Mix aus Ballermannmusik und Dropkick Murphys sorgte für leichte Anspannung unter den verschieden Musikgeschmäckern, aber man bekam die Hinfahrt trotzdem geschmeidig hin.
Geschlossen lief man dann ca. eine Stunde vor Spielbeginn zur Halle. Die Fans der verbotenen Stadt machten auch vor Spielbeginn gut Alarm und machten uns einmal mehr bewusst, dass es heute jede Berliner Stimme im Gästesektor braucht um gegen die Übermacht der Mannheimer anzukommen. Zu Beginn zeigte die Heimkurve eine schön anzusehende Choreo, die für die Kürze der Vorbereitungszeit neidlos als gelungen betrachtet werden darf – Respekt.
Das Spiel begann für uns ziemlich beschissen. Schnell lag man 1:0 hinten, schaffte aber dennoch den Ausgleich, was die Gefolgschaft zum” spontanen” Textilabwurf animierte. Man bot anständig Paroli und verschaffte sich immer wieder Gehör im weiten Rund. Die Hoffnungen schwanden je länger das Spiel dauerte, da Mannheim bis zum Ende des zweiten Drittels 3:1 davonzog. Unser Däne hielt uns Gott sei dank im Spiel und so gab man ab da alle Reserven zum Abschuss frei. Drittelpause durchgehockt Hoffnung und Mut angesungen bzw. getrunken und weiter Gas gegeben.
Was sich ab da auf den Rängen und auf dem Eis abspielte, ist verdammt schwer in Worte zu fassen. Als nach dem 5:2 für die verbotene Stadt niemand mehr einen Pfifferling auf die Eisbären setzen wollte, begann das wohl unglaublichste Drittel der jüngsten Vereinsgeschichte. Man belagerte förmlich das Tor von Braithwaite und zwang die sichtlich gezeichneten Adler zu einem Icing nach dem anderen. Innerhalb von 14 Minuten drehte man die Partie und glich zum 5:5 aus. Nach jedem Tor brachen mehr und mehr die Dämme. Dauersupport und ständiger Tifoeinsatz ließen auch dem letzten erschöpften Fan im Block die Nackenhaare zu Berge stehen. GÄNSEHAUT PUR!!!! Alle zogen mit und jeder gab sein letztes Hemd. Und wenn man sich im Block umsah, dachte man insgeheim an den Sommer. Bikinis bei den Frauen und nackte Haut bei den Männern sorgten für den letzten Kick. Optisch ein Knaller!!!
Die Bären machten so weiter wie sie im letzten Drittel aufhörten. Druck und der Wille, das fünfte Spiel zu erzwingen, waren unglaublich. Und selbst, wenn man das Spiel verloren hätte, müsste man alle Hüte vor dieser Mannschaft ziehen. Charakter, Willen, Kampfgeist, Spielstärke – gepaart mit Leidenschaft und Lautstärke von den Rängen – zwangen die Adler in die Knie und so konnte man nach 3.26 min in der Overtime den unglaublichen Siegtreffer zum 5:6 beschreien. Der Gästeblock explodierte und erschütterte die Halle in ihren Grundmauern. Szenen nie dagewesener Emotion kanalisierten sich bei fast allen im Ausbruch von Freudentränen. Und selbst die Tradition der Mannschaft, vor keiner gewonnenen Serie zum Jubeln in die Kurve zu fahren, wurde eiskalt gebrochen. Man stürmte geschlossen in die Kurve um dem ausreisenden Hauptstadtmob Respekt zu zollen.
Bis zum Bus sang, sprang, pogte, hüpfte, zündelte, weinte und umarmte man sich und versuchte das geschehende irgendwie zu realisieren… Die Busfahrt begann stimmungsvoll und man machte weiter wo man im Stadion aufhörte. Unser Starpressesprecher bekam seine Lobeshymnen per kollektivem Gesang gesendet und auch unserem insgeheimen Matchwinner Jimmy Sharrow wurde die Mailbox vollgesungen.
Das Fazit sparen wir uns heute, denn diesen legendären Abend soll jeder auf seine Weise verarbeiten. Die kranken Fans die dabei waren, die 1500 in der überfüllten O2 Lounge , und natürlich die vielen vor den Radioempfangsgeräten. Alle eint eine Sache: Die Liebe zu diesem unglaublich geilen Verein!!!
P.s. Keine Meisterfeier für den Geier!