In dieser Saison hieß es nun auch im Dezember „Europapokal, Europapokal, Europapokal!“, denn unsere Jungs haben sich bis in die Endrunde der European Trophy gekämpft und spielten am Donnerstagabend gegen das Lokalteam aus Wien.
Diese Wintertour in den Nachbarstaat im Süden wurde bereits auf der Rücktour aus Luleå (übrigens Lüleö ausgesprochen) geplant. So machte sich am Spieltag, in Herrgottes Frühe, ein T5 Bus auf den Weg nach Österreich.
Unsere Reise sollte uns nicht nur über die Autobahnen dieses Landes führen, sondern auch über die Landstraßen des Erzgebirges (hier geht ein Dank an unser Navi mit den aktuellen Karten aus dem Jahr 2003). Die Fragen, die uns Stadtkinder so durch den Kopf gingen als wir durch die Winterwunderwelt von der Ortschaft Oberhäslich fuhren: „Wo zum Teufel bringen die den ganzen Schnee hin?“, „ Wie kommen die Einheimischen hier bloß klar?“ und „Gibt es eigentlich Miss-Wahlen in Oberhäslich?“ … Unsere Fragen blieben unbeantwortet, da keine Menschenseele auf der Straße unterwegs war. Vielleicht kam unser Ruf wieder früher an als wir.
Aus Zeit- und Kostengründen entschieden wir uns auch das andere Nachbarland Tschechien mitzunehmen. Auch hier hatten wir schnell eine kurze Einschätzung des Landes für uns zusammengetragen, denn wenn man so durch die Tschechei fährt, sieht man an allen Ecken wofür dieses Land bekannt ist: Bier, Vokuhila in sämtlichen Farben und leicht bekleidete Frauen.
In manchen Dörfern schien es so als wäre die Zeit stehen geblieben. Wenn man aus einer Weltstadt wie Berlin kommt, wo die Entwicklung immer weiter geht, ist das ziemlich beeindruckend.
In Wien angekommen, sammelten wir noch fix eine unserer Wegbegleiterinnen ein und dinierten „zur Goldenen Möve“, bevor es in unser Hostel ging (zum Glück haben wir davor schon gegessen).
Bereits als wir unser Zimmer beziehen wollten, kam uns einiges komisch vor: sofortige Barzahlung des Zimmers, kein bla bla wie sonst immer beim einchecken und eine ziemliche desinteressierte Mitarbeiterin.
Als uns diese Mitarbeiterin unser Zimmer zeigen wollte, öffnete sie nur die Tür, die sich gegenüber der Rezeption befand. In diesem Moment wussten wir noch nicht, dass dieses Zimmer die Bühne für eine riesige Entertainment-Show sein wird.
Nach dem ersten Rundgang im Hostel waren wir entsetzt, dass der europäische Standard in Sachen Hygiene scheinbar nicht in Wiener Hostels greift.
Der Ekelfaktor war teilweise extrem hoch, vor allem wenn es um’s Duschen ging. Und wenn selbst jemand, der durch Süd-Amerika gereist ist, sagt, dass es dort besser aussah, wisst ihr was bei uns ab ging.
Darum unsere Warnung an alle: Nie überlegen in Jack´s Hostel im 6. Bezirk einzuchecken… pennt lieber in den Bahnhofklos, die sind sauberer!
Nach dem ersten Schock machten wir uns auf den Weg zum Eisstadion, wo der zweite auf uns warten sollte.
Ein Großaufgebot an Polizei begrüßte uns an der Halle. Seit Mannheim in Wien gastierte, reagieren die Herren der Staatsmacht etwas nervös, wenn es um deutsche Teams und deren Fans geht.
Auch vor’m Gästeblock wurde die „Sicherheit“ ins lächerliche gezogen. Dort standen zwei Herren in Warnwesten gehüllt und kontrollierten die Karten, strichen auf einer Liste den Platz ab und drückten uns noch Zettel in die Hand, mit denen darauf aufmerksam gemacht wurde, dass die Kameras direkt über dem Gästeblock zu unserer eigenen Sicherheit sind… ja ne, ist klar!
Zum Spiel:
Was will man dazu sagen… Man kann nur einen großen Spruch des Fußballs umschreiben und ihn für unseren Sport anpassen: „Ein Spiel dauert 60 Minuten und der Puck muss ins Eckige.“ Es war im Großen und Ganzen ein Spiel, das von der Defense beider Mannschaften beherrscht wurde und unsere Jungs durch glückliche Treffer der Wiener ins schleudern brachte.
Unsere Bären haben einfach zu spät angefangen Hockey zu spielen und so geschah das, was eigentlich keiner von uns wollte: Endstation im Viertelfinale.
Nun hingen wir drei Tage in Wien fest. “ Wat woll’n wir nun machen?“ war die erste Frage, nachdem wir spät nachts (mussten uns schließlich erstmal Mut antrinken um ins Hostel zu gehen) wieder auf dem Zimmer saßen.
Der zweite Tag riss uns buchstäblich aus dem Schlaf, als mit einmal die Tür aufging und die Rezeptionstante mit einem „Morgen!“ auf den Lippen durch unser Zimmer marschierte und zur anderen Tür zum Gemeinschaftsraum wieder verschwand.
„Okay“ haben wir uns gedacht, „dann können wir auch aufstehen“.
Damit wir nicht nur die Eishalle sehen, sind wir erstmal in die Altstadt um den Punkt Kultur auch abzuhaken.
In der Stadt trafen wir auf die anderen gestrandeten Berliner um gemeinsam Wien zu erkunden und auf dem Abend noch einen Drink zu nehmen.
Aber auch unsere Pflichten als Botschafter der wundervollen Stadt Berlin wollten wir nicht vergessen und tauschten uns mit Einheimischen am Dönerstand aus. Eine andere Gruppe Jugendlicher wollte das Eis brechen, nachdem öfter Blicke ausgetauscht wurden, und nahm mit ihrem feinen Wienerschmäh Kontakt mit uns auf„ Ihr habt aber einen komischen Dialekt.“ Darauf haben wir hoch diplomatisch geantwortet: „Wat willst du? Ihr habt’n Sprachfehler Keule, also ess dein Döner sonst wird der kalt!“, danach ging jeder seine Wege.
Unserer führte jeden Abend an mehreren Fachläden für Rotlicht vorbei. Aber bei uns brannte stets genug die Lampe.
Am darauf folgenden Tag waren wir zum Mittag in unserer neuen Stammkneipe verabredet, so ein Schnitzel zum Frühstück ist schon ein Knaller.
Aber irgendwie hat die dortige Belegschaft irgendwas falsch verstanden „Hi, ihr seid doch die Eishockeymannschaft aus Berlin, nicht wahr?“ Wir wollten den netten Leuten auch nicht die Illusion nehmen und der Mannschaft konnten wir nicht mehr über den Weg laufen, da sie bereits in der Heimat verweilte. „Ähm… ja, ja na klar, wir sind dat!“
Nach dem Essen verabschiedete sich die Eishockeymannschaft, aber kündigte sich wieder für den Abend an. Erstmal wollten wir uns das Halbfinale zwischen Luleå und Wien anschauen.
Etwas geknickt gingen wir in die Halle, da der eigentliche Plan war unser Team dort spielen zu sehen. Aber gut, so ist nun mal der Sport.
Es baute aber auf, als wir in den Block gingen und wieder die ganzen verrückten vom Donnerstag sahen, mit denen wir trotz alle dem die Halle unterhielten, denn 2.800 Wiener waren nicht so laut wie 100 Berliner.
So schalten ein Schneewalzer oder sonstige Hits durch die Halle.
Ab dem zweiten Drittel gesellten sich auch die ca. 15 Leute aus Luleå mit in unseren Block und so kam dann doch noch etwas Stimmung auf.
Nach dem Spiel zogen wir wieder ins Einstein (schlauer rausgegangen ist keiner, aber mit vielen Erkenntnissen am nächsten Morgen wach geworden), wo wir wieder mit „Ach, die Berliner Eishockeyspieler!“ begrüßt wurden.
Endlich war es so weit: Sonntag, Abreisetag, raus aus dem Loch und wir wurden durch singende Polnische Pfadfinder geweckt. Egal, die gepackten Taschen genommen und ab ins Auto!
Das Fazit dieser Reise:
International ist immer ein Highlight und sollte jeder mindestens einmal machen.
Dass wir nun drei Tage ohne Bärenhockey klar kommen mussten, ist der Nachteil des K.O.- Systems. Aber falsch war es nicht, denn die ganzen Eindrücke und Erfahrungen hätten wir so nie sammeln können.
Unser nächstes Highlight wird das Winter Game in Nürnberg sein. Aber da müssen wir wenig schreiben, denn ihr werdet alle da sein.
NUR DER EHC